Sonntag, 6.10.2024 Reise nach Telavi

Telavi ist die Hauptstadt der Provinz Kachetien. Hier leben circa 20.000 Menschen und die Gegend ist seit der Bronzezeit bewohnt. Im zweiten Jahrhundert nach Christi Geburt wurde der Ort erstmals namentlich von einem griechischen Geographen erwähnt. Die deutsche Partnerstadt ist Bacharach.



Hier eine Analyse der Erreichbarkeit dieses Ortes. Er ist per Flugzeug, Eisenbahn oder auch per Bus erreichbar. 

Hier die Möglichkeit, mit dem Flieger hierherzukommen: Einige Kilometer nördlich der Stadt befindet sich der Flughafen Kurdgelauri, der jedoch derzeit nicht in Betrieb ist. Planungen der letzten Jahre, diesen Flughafen auszubauen, verliefen im Sand.

Somit ist der nächste Flughafen mit Linienbetrieb in Tiflis.


Oder mit der Bahn? Der Bahnhof Telawi liegt etwa 3 km nordöstlich des Stadtzentrums, jedoch findet auf der kachetischen Bahn seit Jahren kein Personenverkehr mehr statt.


Also mit dem Bus: In Telawi gibt es zwei Busbahnhöfe. Ab Tiflis fahren stündlich Minibusse vom Bahnhof Samgori meist mit kurzem Stopp in Isani nach Telawi (ca. 7 GEL). Diese nehmen die deutlich längere Fahrstrecke über Gurdschaani.


Um es kurz zu machen: ich nehme den Bus. Den mit der weite Strecke. 🥲


Aber soweit sind wir noch nicht. Erst mal den gestrigen Abend aufarbeiten. Chaos pur! 

Alles was ich wollte, war, etwas zu essen zu bekommen. Ich gehe die kleine Straße, wo ich wohne hinunter und dann kommt eine Treppe und dann bin ich auf der Hauptstraße. Und hier begann das Chaos. Menschenmassen wie im Karneval in Düsseldorf strömen über die Straße. Die Fahrbahn ist total verstopft und es ist ein lautes Hupkonzert. Mir schwant Furchtbares. 


Ich hatte vorhin eine kleine Kneipe gesehen, die in einem Keller war, da wollte ich es zuerst versuchen. Sie sah nicht besonders toll aus, aber ich wollte was zu essen haben. Ich ging die Treppe hinunter und stand in einem Schlachtfeld. Es waren circa 15 Tische, davon waren fünf besetzt und zehn nicht abgeräumt. 


Ich stand etwas hilflos mitten im Lokal, als die Kellnerin kam. Ich fragte sie, ob es was zu essen gäbe, und sie lächelte verlegen und räumte einen Tisch ab. 


Genau lesen, was da steht: sie räumte einen Tisch ab. Da steht nichts von saubermachen. Aber egal, ich hatte Hunger. Nach kurzem Blick auf die Karte bestellte ich eine Art Schweinesteak mit Pommes und dazu ein gezapftes Bier. Gezapftes Bier gab es nicht. Ich fragte nach Weißwein, aber den gab es auch nicht. Auf die Frage, wie denn der Rotwein sei, bekam ich zur Antwort, dass der alle sei. Letzter Versuch: Flaschenbier? Auch alle. Okay, das war’s dann.


Ich verließ das Lokal und ging todesmutig in den Teil des Zentrums, wo das Stadtfest war. Da kann man nun wirklich nicht mehr durch, und die Restaurants, an denen ich vorbei geschoben wurde, hatten wahrscheinlich keinen Platz, wenn ich den Leuten, die davor standen und warteten, glauben darf.




Ich kam an der Hauptbühne vorbei, und hier spielte eine Band. Die machten wirklich gute Musik und die Stimmung war ungefähr so wie in den sechziger Jahren bei den Beatles. Alles kreischte, teilweise sangen sie mit. Die Stimmung, war grandios, aber das war mir auch zu eng und da war auch die Sache mit dem Hunger. 


An allen Kneipen, an denen ich vorbei kam, standen Menschen vor der Türe. Immer so 8-15 Stück. Also keine Chance. Jetzt gab es noch zwei Optionen: einmal das Restaurant, wo ich vorher schon mal gewesen habe, das lag etwas abseits oder in den Carrefour gehen und da ein paar fertiggebratene Hähnchenschenkel kaufen und die in der Unterkunft essen. Wie ein Tier!

Tatsächlich bekam ich aber in dem Restaurant meiner Wahl einen Tisch.


Und auch was zu essen. 


Abend gerettet!


Als ich dann gegen 10:00 Uhr nach Hause ging, war die Stadt gefühlt noch voller als vorher. Allein auf dem Weg zu meiner Unterkunft (das ist sehr am Rand der Altstadt) spielten drei Bands auf der Straße. Wie gesagt, die Stimmung war super aber jetzt war ich auch rechtschaffen müde und bin nur bei einer Band mal 10 Minuten stehen geblieben und habe zugehört.




Der Morgen war wie immer, nur, dass ich heute packen musste, um nach Telavi zu kommen. Also ging ich zur Metro-Station und nahm die Bahn nach Samgori! Ich war ja vor ein paar Tagen schon hier gewesen, daher kannte ich den Weg. 


An der Station war dann der Busbahnhof, der aber heute relativ leer war. Ich ging zu einem der Fahrer und fragte, aber der schickte mich erst mal weg. Also sprach ich einen anderen an, der machte erst ein Zeichen für Nein, bedeutete mir dann aber, zu warten. Also war der Bus noch nicht da und würde kommen (so hoffte ich). Es war wieder ein freundlicher Tag, in der Sonne war es ziemlich warm, aber im Schatten konnte man es gut aushalten. Und so stand ich und wartete.












Ich war natürlich unruhig und fragte mehrere Leute. Einer schickte mich dann zu dem anderen Busbahnhof, der nur wenige Meter entfernt war. Aber dort schickte man mich sofort zurück. Und dann kam der Retter! 


Er kam in Form eines stämmigen, älteren Georgier, der mich ansah und fragte: Deutsch? Ich nickte. Dann kramte er offensichtlich mühsam ein paar Worte heraus. 




Er zeigte mir den Platz, wo der Bus ankommen würde, und sagte, ich sollte warten. 10 Minuten. Als der Bus dann kam, sprach er mit dem Fahrer und organisiert alles für mich: Die Reservierung und wo ich mein Gepäck unterbringen sollte. Dann zeigt ihr auf eine kleine Bude und sagte: Kaffee. Dann auf eine andere Bude und sagte: Toilette. Dann wies er über die Straße und meinte: Fastfood. 


Ein netter Kerl. Ich fragte ihn dann, wo er so gut Deutsch gelernt habe, und jetzt kam es auch flüssiger und er erzählte, dass er zwölf Jahre lang ein kleines Business in Deutschland gehabt habe. Es war in Essen. Und Düsseldorf kannte er natürlich auch. Es ist immer wieder seltsam, wenn man sehr unverhofft auf Leute trifft, so fern von seiner eigenen Heimat.


Und dann geht es tatsächlich los. Obwohl außen am Bus VIP und AMG steht, glaube ich nicht, dass die Karre sehr schnell ist. Und VIP? Naja! Es ist ziemlich eng. Links zwei Sitze, rechts ein Sitz und in der Mitte, wo der Gang ist, gibt es noch Klappsitze, die man bei Bedarf runterklappen kann. 15 Lari kostet die Fahrt, also fünf Euro.






11:45 Uhr sind wir dann endlich losgefahren. Aber wir haben noch mehrfach zwischendurch angehalten und Fahrgäste mitgenommen. Fahren mit der Matuschka ist nicht so einfach. Aber ich hatte eine Doppelsitzbank für mich und so habe ich halbwegs bequem gesessen. 


Es geht ein Stück über den Highwy, danach über eine etwas rauhe Landstraße. Wir fahren eine Zeit durch einen Weinanbaugebiet. Alles ist sehr grün im Hintergrund die Berge. 

Die sind hier auch wieder sehr hoch, nicht so wie die eher sanften Hügel, die ich im Raum von Tiblis gesehen habe. Eindeutig kommen wir jetzt auch in eine Weingegend. 






Wir überholen öfter kleine Kipplaster, die hinten die Ladefläche voll mit Weintrauben haben. Offensichtlich findet hier gerade die Lese statt.

Irgendwann komme ich dann tatsächlich in Telavi an. Wir halten an einem Basar circa 2 km von meiner Unterkunft entfernt. Und natürlich ist der Weg dahin bergauf. Also mache ich mich auf und gehe schnellen Schrittes in die Richtung. Der schnelle Schritt deshalb, weil ich zum Frühstück zwei große Kaffee gehabt habe und…

Ganz habe ich es dann nicht geschafft. Circa 300 m vor dem Ziel war ein Café und ich dachte: warum die Eile. Und da gab es dann einen Cappuccino und alles andere habe ich auch erledigt.




In der Unterkunft dann die Überraschung: ein sehr gepflegtes Haus, innen drin wunderschön von der Einrichtung her und von der gesamten Ausstattung. Ein tolles Treppenhaus und ein netter Gastgeber. Mein Zimmer im ersten Stock ist auch sehr hell. Ziemlich neu und alles sehr sauber. 








Ich habe ihn dann auch konkret darauf angesprochen Er (sein Name ist Temur) hat mir dann erzählt, das es das Haus seiner Eltern sei, dass er 1981 abgerissen und dann im gleichen Stil wieder aufgebaut habe. Die Möbel sind größtenteils noch authentisch. 


Es gibt mehrere Terrassen und einen großen Aufenthaltsraum und alles darf ich benutzen. Ein absoluter Treffer. Ich war hier in Georgien, aber auch in Armenien immer etwas enttäuscht, dass Unterkünfte, die besser als 8,5 oder teilweise mit neun bewertet waren, so gar nicht diesen üblichen Standard entsprachen. Diese Unterkunft hier ist auch eine 9,4 und die Note verdient sie auch im internationalen Vergleich. 


Besser als neun ist immer eine traumhafte Unterkunft. Das kann man von den anderen ganz bestimmt nicht sagen. Ich habe dann nur meine Sachen ausgepackt und bin dann noch mal runter gelaufen in die Stadt zu dem Basar.









Dort habe ich zuerst einmal geschaut, wo denn das Bus-Terminal ist. Nachdem ich das gefunden habe, habe ich auch dort wieder versucht, mit Hilfe von Google Translate zu erfahren, wann der Bus nach Tiflis zurückgeht. Es war absolut rührend, wie die Leute versucht haben, mir ohne Worte klarzumachen, wann der Bus fährt. 


9:00 Uhr war einfach aber wie geht’s 9:30 Uhr . Aber dann entdeckte mein neuer Freund eine Uhr an der Wand und zeigte mir da die Abfahrtszeiten. Sehr nett!


Dann bekam ich eine SMS, dass mein Internet-Volumen aufgebraucht sei. Jetzt wurde es spannend! Würde es funktionieren, was die nette Frau mir gestern in dem Laden gezeigt hat? Und was soll ich sagen, 1 Minute später bekam ich eine neue SMS mit dem Text , dass ich jetzt wieder für einen Tag unbegrenztes Volumen benutzen kann. Das mache ich dann morgen noch einmal (das kostet jedes Mal 0,75 €) und dann hatte ich hier eine gute Internetabdeckung für kleines Geld.








Ganz in der Nähe meiner Unterkunft ist das Königsschloss, schließlich war das hier früher mal eine Königsstadt und direkt daneben sind auch noch Reste der Festung zu sehen. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick in die Ebene hinein und im Hintergrund sieht man dann wieder den Kaukasus .









Direkt um die Ecke ist eine weitere Sehenswürdigkeit, ein großer Baum. Groß bedeutet jetzt nicht unbedingt, dass er hoch ist, sondern der Umfang des Stammes ist sicherlich bemerkenswert. Leider ist eine Gruppe von Touristen dort, und der Baum hat einen großen Spalt. Jeder dieser Touristen hat ein Smartphone Und jeder möchte ein Foto von sich haben. Einzeln natürlich. Es ist zum schießen! Im doppelten Wortsinn!

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