Donnerstag, 26.9.2024 Sightseeing in Yerewan
Irgendwie war heute der Wurm drin. Es fing damit an, dass ich nicht so toll geschlafen hatte und die eigentlich leckeren Kekse zum Frühstück schmecken mir auch nicht.
Ich habe mich aufgerafft und bin erst mal zu einem Markt gefahren, wo eigentlich der größte Flohmarkt Eriwans zu sein sollte.
Sollte!
Der Petak Markt ist ein riesiger Dry-Market. Also ein Markt, wo es keine frischen Lebensmittel gibt wie Obst, Gemüse oder Fleisch. Alles andere (wirklich alles) gibt es hier. Erinnert sehr stark an Südost-asiatische Märkte, nur in sauber und ordentlich. Und es fahren keine Mopeds durch die Gänge.
Gegenüber von dem Markt gibt es noch einen weiteren open Air Markt. Der hat schon eher so einen Flohmarktcharakter, aber es sind nur massenhaft und in Fernost hergestellte Ramsch-Artikel die man her kaufen kann.
Von einem Flohmarkt war keine Spur zu sehen.
Also beschloss ich, zu der alten Festung Erebuni zu fahren. Die Festung ist wirklich alt. Sie wurde im achten Jahrhundert von Christi Geburt gebaut und aus ihr ist letztendlich Erivan entstanden.
Es gibt die Festung und ein dazugehöriges Museum, ich fange mit dem letzteren an.
Es gibt eine kleine Ausstellung mit Exponaten, die überwiegend aus dem siebten Jahrhundert vorfristig Geburt hier gefunden wurden. Darunter auch ein Gehirn. Was mochte der oder die wohl denken? 😳
Die Verteidigungsanlage liegt natürlich auf einem Berg. Also liegen vor mir wieder eine Menge Stufen, bis ich oben bin. Wenig später wusste ich, dass es über 200 Stufen waren. Die Anlage wurde erst in den fünfziger Jahren professionell freigelegt. Wissenschaftler von mehreren russischen Universitäten waren hier und haben die Ausgrabungen geleitet. Dabei sind viele Gegenstände wie Töpfe, Schmuck Und Waffen gefunden worden .
Oben angekommen, kann man um die Festung herum gehen. Toll!
Auf der entgegengesetzten Seite ist dann auch der offizielle Eingang zur Zitadelle, allerdings zugemauert. Es gibt viele Hinweisschilder, die aber in der Vergangenheit durch Witterungseinflüsse unlesbar geworden sind. So bleibt mir nichts übrig, als um die Zitadelle herum zu laufen und die schöne Aussicht zu genießen. Schade, da hatte ich mir mehr erwartet.
Die Steine, die hier verwendet worden sind, sind große Tuffstein-Blöcke, die offensichtlich ohne irgendeinen Haftmittel wie zum Beispiel Zement aufeinander gestapelt, die Mauern bilden.
Anhand der unzähligen Steine, die man sieht, kann man sich die Arbeit kaum vorstellen, die es gekostet hat, diese Festung zu errichten. Neben diesen natürlichen Steinen gibt es auch Ziegel. Die waren sehr genormt und hatten wieder genau definiert Maße. Mauern und Fundamente sind aus Tuff oder Basalt, Gebäude mit den Ziegeln errichtet worden.
Und dann gab es doch noch einen Eingang. Man kommt auf eine große Fläche mit Mauern außen drum und auf dieser Fläche sind die Überreste der Wände zu sehen, die hier einst mal gestanden haben. Auch hier gibt es wieder viele Hinweisschilder, die aber genauso wenig lesbar sind wie die anderen.
Am Eingang gab es eine große Tafel, auf der bezeichnet war, welche Areale oder Räume welche Bedeutung hatten. Das waren Rückschlüsse, die aus den an den jeweiligen Orten gefundenen Gegenständen resultierten.
in manchen Bereichen sind die Wände so hoch, dass eigentlich nur noch ein Dach fehlt. Schwer vorzustellen, was die Leute hier vor 3000 Jahren gemacht haben. Wahrscheinlich das gleiche wie wir heute, nämlich Krieg führen. Die benachbarten Perser und die Türken haben es die Menschen hier nicht leicht gemacht.
Nach meinem Besuch gehe ich ein kleines Stück durch das Viertel. Hier ist mehr so das normale Leben im Vergleich zu der Gegend, wo ich wohne. Es sind einfache Häuser mit kleinen Fenstern und was auffällt ist, dass es überwiegend Wellblech - Dächer gibt. Und die sind auch noch gespickt mit den alten terrestrischen Antennen, die früher auch bei uns überall auf die Häusern waren.
Anschließend bin ich erst mal ins Hotel für eine kleine Pause, um danach noch mal zu dem Vernissagen Markt zu gehen. Das war eher notgedrungen, weil dahinter das armenische Museum für zeitgenössische Kunst war. Auch da war ich nicht von Glück beseelt, weil die gerade dabei waren, eine Ausstellung in einer anderen Galerie in Erivan vorzubereiten.
Viele Kunstwerke waren demontiert und an anderen Platz gebracht worden. Das, was zu sehen war, war sicherlich interessant und machte Appetit auf die armenische Kunstszene, aber leider war es sehr wenig.
Ich bin danach einfach ziellos durch die Stadt gelaufen und habe mir Straßen und Leute angesehen. Der Eindruck, dass es eine Großstadt ist mit einem sehr pulsierenden Leben, verstärkt sich immer mehr.
Es ist ziemlich hektisch und ziemlich laut. Es wird viel gehupt, aber klar, auf voll gestopfte Straßen, die sechs oder acht Spuren haben, gibt es immer was zu hupen. Unterwegs kaufe ich mir was zu trinken. Es ist einer der kleinen Kaffee-Shops, wo es alle möglichen Getränke gibt und ich kaufe eine Zitronenlimonade, die sehr sehr lecker schmeckt.
Ich denke die Basis ist Sprite, aber dazu gibt es ein paar Kräuter, Apfelsinenscheiben, einen Sirup und natürlich Eis. Die Mischung ist sehr erfrischend und lecker.
Zufällig kam ich an dem Gum Markt vorbei, das ist hier der größte Markt und es ist ein Wet-Market, also mit Fleisch und Fisch, Obst und Gemüse. Schon ziemlich leer, weil es spät ist aber nicht minder interessant.
Die Auswahl an kandierten und getrockneten Früchten ist gigantisch. Aber auch die verschiedenen Kaffeesorten. Viele Weine und Schnäpse und die vielen Gewürze locken zum Einkauf.
Im oberen Stock gibt es dann Textilien, Schuhe und Haushaltswaren, sicherlich keine Boutique Ware, aber sicherlich eine gute Möglichkeit, sich zu versorgen.
Ich habe mir dann auf dem Rückweg noch einen Tisch im Lavash reserviert, wo ich schon gestern essen war. Ein schönes Restaurant mit gehobener lokaler Küche.
Später gab es dann Schwein vom Grill auf einem Kräuterbett: Ausgezeichnet!
Und auf dem Rückweg kam ich noch an der Show am France-Square vorbei, wo jeden Abend eine Show mit Musik und Wasserspielen stattfindet. Tolle Stimmung!
Lieber Jo, habe heute das erste Mal in Deinen Blog reingeschaut! Wieder sehr gut, informativ und unterhaltsam geschrieben. Die Geschichte der Armenier hat mich schon lange bewegt, ein Volk, das wie die Juden immer wieder unter Verfolgung, ethnischem und religösem Hass zu leiden hatten. Habe erst vor einem Jahr das Buch von F. Werfel 'Die 40 Tage Musa Dagh' gelesen, dass den Widerstand einer kleinen Gemeinde im Südosten der Türkei gegen die Massendeportation und Ermordung schildert. Kaum zu glauben wie 'normal' das Leben der Menschen jetzt dort ist. Halt die Ohren steif! LG Josbt
AntwortenLöschenDie Ausstellung über das Gehirn ließ meine Phantasie schweifen.
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