Mittwoch, 25.9.2024, Tagestour zum Geghard-Kloster und anderen Sehenswürdigkeiten

Abends war ich dann natürlich auch noch essen. Das Restaurant, dass mir in dem Facebook Forum empfohlen wurde, war leider komplett ausgebucht. Aber in der Gegend gab es mehrere andere Restaurants, die auch nicht schlecht aussah und so habe ich mir recht bald eine andere Futterquelle erschlossen. Hier gab es, weil ich einfach Lust darauf hatte, eine Borschtsch und danach noch ein Gericht mit Drumsticks. Nicht sehr fantasievoll, aber außerordentlich lecker. Als Bierbegleitung hatte ich ein Ararat Bier gewählt, was vorzüglich die Note der Borschtsch aber auch die der Sticks untermalte.






Morgens habe ich wieder bei dem auf der Bank schlafenden Portier gefrühstückt und dann geduscht. Rechtzeitig bin ich dann zu dem vereinbarten Treffpunkt mit dem Toirbus gegangen….wenn Google den korrekt angezeigt hätte. In einer Mail fand ich dann Koordinaten und dann ging es im Laufschritt unter Missachtung aller Ampeln zum Bus. Aber ich kam rechtzeitig.


Heute geht es also näher an den Kaukasus heran. Wie kann man sich diese Bergkette vorstellen? 


Der über 5600m hohe Kaukasus ist ein über 1000 km langes Hochgebirge in Eurasien. Es verbindet das Schwarze mit dem Kaspischen Meer und führt durch Russland, die Türkei, Georgien, Aserbaidschan und Armenien. Der Bereich, in dem ich reisen will, wird der „Kleine Kaukasus“ genannt. Hier gehen die Berge bis auf 4000m hoch. Es gibt viele kleine Tiere, aber bei den großen sind Hirsche, Gämsen, Wildschweine, Steinböcke, natürlich auch der Bär, der Wolf, der Schakal und der Luchs. Sehr selten ist der Kaukasische Leopard. Früher gab es hier sogar Tiger und Löwen, bei den Tigern ist 1922 der letzte lebende erschossen worden. 


Im Kaukasus leben ca. 50 verschiedene Völker, da sind Konflikte vorprogrammiert. Das Gebiet des Kaukasus umfasst ca. 400.000 Quadratkilometer und ist damit etwas größer als Deutschland







Der erste Stopp auf der Tour ist an einem Torbogen, von dem man einen tollen Blick auf den Berg Ararat hat. Dieser Bogen wurde gebaut und trägt die Inschrift „Es gibt keinen Gipfel wie den des Ararat. Es ist wie ein Weg zur Ehre und zur endloser Liebe“. 

Das Monument wird auch Tempel von Ararat genannt. Der heilige Berg, der heute in der Türkei liegt, kommt ja auch in der Bibel vor, weil dort nach der Sintflut die Arche von Noah gestrandet ist.


Die Straßen hier sind schlecht, um uns herum sind steinige Felder mit dünnen Gräsern. Im Bus kann man leider wegen der Schaukelei keine Fotos machen.


Der nächste Stopp ist am Geghard-Kloster. Am Eingang stehen einige Kreuzsteine, die hier das Equivalent zu den Kreuzen sind. Sie sind alle sehr alt und symbolisieren die Erde, den Glauben und den Himmel.  











Das Kloster Geghard, ein beeindruckendes mittelalterliches Bauwerk in Armenien, ist für seine faszinierende Architektur und historische Bedeutung bekannt. Gegründet im 4. Jahrhundert, wurde das heutige Kloster größtenteils im 12. und 13. Jahrhundert erbaut und in den Fels gehauen. Es liegt in der malerischen Schlucht des Azat-Flusses und ist umgeben von hohen Klippen, die dem Ort eine besondere Atmosphäre verleihen. Geghard ist berühmt für seine heiligen Reliquien, darunter der Speer, der angeblich bei der Kreuzigung Jesu verwendet wurde.


Das Kloster gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und zieht viele Touristen und Pilger an, die die kunstvollen Steinmetzarbeiten und die Aura des Ortes erleben möchten. Die Kirchen und Kapellen von Geghard sind reich mit Schnitzereien und religiösen Symbolen verziert, die die Kunstfertigkeit der armenischen Baumeister zeigen. Neben seiner religiösen Bedeutung ist Geghard auch ein Ort der Naturverbundenheit, eingebettet in eine atemberaubende Landschaft. Der Besuch des Klosters Geghard bietet laut Reiseführer nicht nur einen Einblick in die armenische Geschichte und Kultur, sondern auch eine Möglichkeit zur inneren Einkehr und Reflexion.




Außen an den Gebäuden sind 3eckige Nischen, die die Stabilität des Gebäudes bei den hier häufigen Erdbeben erhöhen soll. Auch eine Sonnenuhr ist hier „eingeschnitzt“. 

Im unteren Geschoss besteht das Kloster aus mehreren Räumen, die ineinander übergehen. An der 6-7 m hohen Decke sind Durchbrüche, so dass das Licht einfallen kann. In den Nischen sind Altäre untergebracht. Durch einen der Räume fließt eine kleine Quelle. Man kann eine Treppe hochsteigen, dann kommt man in einen weiteren Kirchenraum.

Weiter oben sind noch einzelne Höhlen, aber leider ist der Zugang versperrt.






Es ist fast ein Wunder, dass wir den Tempel sehen können, weil die Türken viele andere heilige Stätten zerstört haben.


Vor der Anlage gibt es mehrere Stände, wo viel für die Touristen verkauft wird. Eine ältere Frau gibt mir ein Stück Kuchen zum probieren. Lecker!


Weiter geht die Fahrt zur Azad-Schlucht. Die Azad Schlucht ist dadurch bekannt geworden, weil die sechseckigen Basaltsäulen, die durch die Volumenabnahme beim Abkühlen der Lava entstanden sind, dort länger sind, als in anderen Gebieten (Irland, Gomera, Island….) Sie wird auch Symphonie der Steine genannt.













Die Symfony of Stones wirkt, als ob sie von Menschen gemacht sei, aber es ist ein Naturmonument. Rechts symmetrisch Basalt. Säulen sind nach vulkanische Aktivität hoch gedrückt worden und haben zufällig diese Form angenommen. Einige dieser Stelen sind 50 m hoch.

Diese Informationen zieht sich durch die gesamte Schlucht, teilweise auch auf beiden Seiten. Es sind gewaltige, sehr beeindruckenden Säulen.

 

Symphonie (SymphonieSymphonieSymphonieSymphonieSymphonie)


Bisher ist die Tour sehr interessant und ich bin beeindruckt von den Bergen und von den Kunstschätzen, die man hier sehen kann. Man muss dabei im Auge behalten, dass die Türken die meisten dieser Bauwerke zerstört haben. Einziger Nachteil auf dieser Tour ist die hübsche und auch freundliche Reiseleiterin. Sie spricht in einem unglaublichen Tempo und ohne auch nur einmal eine Pause zu machen, so dass es einerseits schwierig ist die englischen Worte durch den Fahrtärm zu hören und sie dann auch noch zu verstehen. Manchmal muss ich genau hinhören, um festzustellen, ob sie noch Englisch spricht oder schon Armenisch. Schade.


Der nächste Halt war dann am Garni Kloster, wo wir vorher in einem Restaurant unser Essen bestellen mussten, damit es danach schneller ginge. 


Es war ein typisches Ausflugsrestaurant mit einer kleinen Küche. Ich habe mir aber nur einen Kaffee bestellt, weil ich mich eher auf das Abendessen freute.


Neben dem Restaurant ist ein kleiner Schuppen, der vorne offen ist, und im Boden sind kreisrunde Öffnungen. Über einer hängt ein eine Art Kamin oder Schornstein. In dem einen (größten) Loch wurde dann mit Reisig ein Höllenfeuer entfacht. Der Zweck erschließt sich mir nicht, weil da weder gekocht, noch sichtbar geräuchert wurde. Aber es sah interessant aus.







Dann ging es zum Tempel.


Die erste schriftliche Erwähnung einer Festung, die über Garni thront, stammt vom römischen Geschichtsschreiber Tacitus aus der Mitte des ersten Jahrhunderts v. Chr. Spuren menschlicher Siedlungen, die man hier fand, stammen aber aus dem 8. Jahrhundert v. Chr.


Das Bauwerk ist ein Tempel, der wahrscheinlich dem Gott Mihr gewidmet war. Mihr war zuständig (je nach religiöser Betrachtungsweise) für Verträge und Eide, aber auch dafür, Segen zu spenden oder auch Katastrophen heraufzubeschwören. Sehr vielseitig. 








Als Baumaterial wurde Basalt verwendet, das aus der nahegelegenen Azad Schlucht stammte. Der Tempel wurde im 17. Jahrhundert durch ein Erdbeben zerstört, konnte aber, weil das Material nicht für andere Zwecke genutzt wurde und an Ort und Stelle blieb, in den 70iger Jahren des letzen Jahrhunderts wieder aufgebaut werden.


Das Fundament ist eher im römischen Stil gebaut, während die Säulen typisch griechisch sind. Es gibt zahlreiche Inschriften und Ornamente, die wahrscheinlich irgendetwas mit Atlantis zu tun haben.










Im Tempel gibt es ein Loch im Boden, das früher mit Wasser gefüllt war. Dadurch reflektierte es das Licht, dass durch ein Loch im Dach in den Raum fiel. Dadurch wurde dem Sonnengott gehuldigt.

Neben dem Tempel wurde eine Kirche errichtet, die aber heute nicht mehr steht. Sie wurde gebaut im Jahre 659 und ist bei dem Erdbeben von 1679 eingestürzt.


Der Tempel steht auf einer Warteliste für das UNESCO Welterbe, wird aber momentan noch nicht aufgenommen, weil bei der Restaurierung Zement statt Metallnägeln verwendet worden sind.


Neben an gibt es noch ein Römisches Bad aus dem dritten Jahrhundert. Drei der Kammern wurden mit unterschiedlich warmem Wasser gefüllt, außerdem gibt es noch eine Umkleidekabine mit einem alten Mosaik.




Es ist der einzige Tempel dieser Art in Armenien, weil nach dem Beginn des Christentums alle heidnischen Tempel zerstört wurden.


Danach ging es zurück zu dem Restaurant wo wir dann eine Pause machen. Im Anschluss konnten wir dann zusehen, wie an diesem seltsamen Ofen Lavash gebacken wird. Der Teig wird ausgerollt wie eine Pizza aber deutlich dünner und wird dann recht groß ausgewalzt. Dann wird er auf eine Art Kissen gelegt und danach einfach an die Wand von dem glühen heißen Ofen geklatscht. Er bleibt daran haften und gart dann innerhalb von 1 Minute durch.




Die Frauen sitzen dabei quasi auf dem Boden und haben ihre Beine in Vertiefungen. So kann die eine, die den Teig an die Ofenwand klatscht, nicht in den Ofen fallen, wenn sie sich so darüber beugt.

Lavash

Lavash erinnert leicht an das indische Naan, es ist leicht, etwas knusprig am Rand und passt zu allem. 


Damit wir unsere Tour beendet und wir fuhren zurück nach Erivan.


Jetzt war noch etwas Zeit und ich beschloss, zum Vernissage-Markt zu gehen. 








Hier soll morgen angeblich ein Flohmarkt stattfinden, aber es ist schon heute ein sehr großer Handwerksmarkt. Hier werden viele Sachen für Touristen angeboten von Textilien über Schmuck, Holzarbeiten und vieles mehr. Ein sicher interessantes Highlight habe ich in einem Messergeschäft gefunden, dort gab es ein als Kugelschreiber getarntes Messer. 


Unten Kugelschreiber, wenn man oben die Kappe abzog, kam ein circa 5 cm langes, rechts scharfes Messer zum Vorschein. Damit könnte man wahrscheinlich bei uns die Waffenverbotszonen leicht überwinden.


Es gibt auch einige sehr wenige Stände mit wirklich alten Sachen. Auf einem habe ich gebrauchte deutsche Nummernschilder entdeckt und neben anderem Krimskrams auch ein interessantes Messer, dass eine Kombination zwischen Pistole und Messer darstellte. Sehr raffiniert. 










An einem anderen Stand wollte ich mir ein Eis kaufen. Leider hatte ich nur großes Geld und ich habe schon gemerkt, dass die zehntausender Scheine nicht gerne angenommen werden. 


Also fragte ich erst, ob ich ein Eis bekommen könne, wenn ich mit dem Schein bezahle. Der Mann guckte erst unglücklich aber rief dann etwas zu einem Kumpel rüber und der winkte mich zu sich. 


Der konnte wechseln, also gab ich ihm meinen Schein und er zählte mir Geld in die Hand: 5000, 6000, 7000, 8000, 9000! Und dann war er fertig. 

Nein, sagte ich, so geht es nicht. Gib mir meinen Zehner zurück, aber er lachte nur, zeigt sie dann auf den Eisverkäufer und sagte etwas, was mich glauben ließ, dass der mir den Rest in Kleingeld zurückgeben würde. 


Und so war es dann auch. Die beiden Männer lachten herzlich über mich, aber jetzt hatte ich keinen Grund mehr, irgendwie sauer zu sein, und lachte mit. Das Eis war lecker.














Kommentare

  1. Es ist wichtig, ein gutes Attitude zu haben und manchmal ist es notwendig, starke Nieren zu haben.

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