Donnerstag, 3.10.2024 Immer noch Tiflis

Es war heute wieder recht kühl morgens. Heute ist Umzugstag, deshalb habe ich meine Sachen zusammengepackt und bin dann losgezogen. Ich wollte gerne mit der Seilbahn zum Turtle Lake fahren und der Bus dorthin fuhr ganz in meiner Nähe. Als ich an die Haltestelle kam, standen da schon verdächtig viele Leute. Und als der Bus kam, fing ich langsam an zu verstehen, warum hier die öffentlichen Verkehrsmittel so billig sind. 


Auch hier gibt es Fortuna-Fans!

Der Bus war rappelvoll. 


Und unter rappelvoll meine ich, dass da wirklich wirklich wirklich keiner mehr reinpasste. Also bin ich zusammen mit weiteren acht oder neun Leuten in den Bus gestiegen. Indische Verhältnisse! 


Ein hübsches junges Mädchen stand unter meiner rechten Achsel. (ich hatte geduscht) und 3 cm von meiner Nase entfernt ein junger Mann. Ich denke, wir beide versuchten, das atmen zu verhindern, aber das ging nicht besonders gut. Ich habe immer aus dem Mundwinkel zur Seite geatmet. 


Ich hatte zwar meine Metrocard, aber der Automat, wo man sie gegenhalten musste, war 2 m von mir entfernt. 2 m waren hier eine unüberbrückbare Distanz. Zum Glück hatte ich gelesen, dass man seine Karte einfach weiterreicht und irgendjemand stempelt sie ab und sie kommt wieder zurück. 


Also fragte ich ein Mädchen mit Gesten, ob sie das für mich tun würde, und es klappte wunderbar. Sie nahm meine Karte, reichte sie an eine anderen Mann weiter, der stempelte  sie ab und auf dem gleichen Weg kam die Karte zurück. Jetzt nutzten auch andere Passagiere den von mir gewählten Weg. War doch gar nicht so schwierig.

Ich musste mich nun entscheiden, ob ich mir die Kamera klauen lassen wollte oder Handy und Portmonee. Ich entschied mich, tendenziell die Kamera zu opfern. 


Ich habe zwei Baggytaschen mit Druckknöpfen, und mit meiner linken Hand schützte ich die Tasche, wo Handy und Portmonee drin war und die andere Tasche war ungeschützt, weil ich mich ja auch irgendwo festhalten musste. Aber Spoiler: es ging gut. Als ich ausstieg, war meine Körpertemperatur durch den intensiven Körperkontakt mit den anderen Fahrgästen bei 42°, deshalb genoss ich frische Luft und leichten Wind.

Von der Haltestelle aus waren es nur noch ein paar Schritte bis zu der Bahn. Zum Glück warteten dort nur drei Leute, so dass ich zügig durch die Sperre gehen konnte. 






Und dann sah ich die Kabine. Sie war sehr klein und sehr alt. Das könnte ja ein Abenteuer werden. Wir stiegen mit acht Leuten in das kleine Ding und die Enge war ähnlich wie in dem Bus. Zudem schaukelte die Bahn auch erbärmlich und an den Bäumen, die sehr nah an der Bahnstrecke standen, konnte man sehen, dass es hier schon die eine oder andere Kollision gegeben hatte. 




Es war ein wunderschöner Sonnentag und war die Sicht natürlich auch fantastisch. So schaukelten wir gemütlich den Berg hinauf. Unter uns einen Wald und ab und zu mal Häuser und eine Straße.













Oben war es dann sehr windig, aber sobald man im Windschatten und in der Sonne saß, war es wunderbar. Hier oben ist der Schildkrötensee, der angeblich voller Schildkröten sein soll. Ich hatte eigentlich nur Lust gehabt, mit dieser Seilbahn zu fahren und ich muss zugeben, so spektakulär war der See nun auch wieder nicht. 








Aber es gab ein paar Cafés, und in einem saßen auch ein paar Leute. Also beschloss ich, mir einen Kaffee zu gönnen und wollte ein kleines Türchen zu dem Café öffnen. Dann stell dich aber fest, dass da eine Kette vor war und einer der Männer, der meine Bemühungen bemerkte, machte eine Geste, die nur bedeuten konnte: steigt drüber. 


Das tat sich dann auch. Der Mann sagte zu mir: es ist geschlossen. Die öffnen erst um zwölf. Eigentlich egal, denn ich saß hier sehr schön in der Sonne und genoss die Natur um mich herum. Als starken Kontrast zu der Enge im Bus und in der Gondel.






Nachdem ich genug Sonne getankt habe, bin ich wieder zurück zu der Gondel gegangen und hinunter gefahren. Sehr schön! Die Bushaltestelle hab ich dann auch schnell gefunden und dieses Mal war die Fahrt sehr viel entspannter, weil der Bus zwar voll war, ich aber trotzdem noch einen Sitzplatz ergattern konnte. Dann musste ich zum letzten Mal diesen verfluchten Berg zu meinem Hostel hochlaufen, um da dann auszuchecken. Also schulterte ich meinen Rucksack und ging gemütlich, die 3 km zu meiner neuen, alten Herberge. Ich hatte die Unterkunft vom 1. Tag noch mal gebucht, weil man da nur eine kleine Treppe (30 Stufen) hoch musste und nicht 900m bergauf. Außerdem wollte ich diese Dachterrasse wiederhaben! 


Dort habe ich eine kurze Pause gemacht und bin dann wieder losgezogen. 


Ich bin dann ein Stückchen am Fluss entlang gegangen und kam an einer Touristinfo vorbei. Es gibt hier noch eine weitere Seilbahn, die ich immer von unten sehe, aber ich habe keine Ahnung, wo sie losfährt. Also? 

Fragte ich hier, aber ohne Erfolg. Der Frau war es wichtig, mir zu sagen, dass die Seilbahnen nicht mehr fahren wegen des starken Windes, aber die Information, wo diese dritte Seilbahn losfährt, war nicht aus ihr rauszukriegen. Schade. Auf der anderen Seite war ich froh, dass das heute Morgen geklappt hat. Allerdings war der Wind da auch schon ganz schön kräftig.








Ich bin immer wieder sehr begeistert von diesen wunderschönen Häusern mit ihren tollen Balkonen. Andererseits habe ich Tränen in den Augen, wenn ich sehe, die verfallen das alles ist. Es ist mir unverständlich, warum solche architektonischen Schätze nicht anders gepflegt werden. Das ist sicherlich eine sehr einmalige Altstadt.


Mein erstes Ziel waren die alten Bäder von  Abanotubani. 

Alexandre Dumas und Pushkin sollen hier gebadet haben und sie beide haben behauptet, dass es das beste Bad gewesen sei, das sie jemals gehabt hätten! 


Das scheint ein ziemlich heißer Touristen Hotspot zu sein, auf jeden Fall ist hier ziemlich die Hölle los. Es gibt eine Brücke, die ist über und über mit Liebesschlössern gepflastert und ich bin mir nicht sicher, ob da wirklich mal ein Statiker drauf geschaut hat, wenn es sowas hier überhaupt gibt. 

















Dann gibt es einen sehr spannenden, sehr dunklen, sehr engen, sehr lange Tunnel, der unter dieser Bad-Anlage durchführt. Er ist spärlich beleuchtet und auch der Boden ist nicht ganz eben.  












An dem Rändern stehen am Anfang Staffeleien mit Bildern von offensichtlich alten berühmten Persönlichkeiten und weiter hinten im Tunnel ist eine Fotoausstellung zu sehen. Auf der einen Seite ist es irgendwie Creepy durch diesen ca. 200m langen Tunnel zu gehen, aber es ist auch toll. Wieder was für mich.


Einfach so nach dem „ene, mene muh“ Prinzip, versuche ich, mal einen anderen Stadtteil zu erkunden. Ich fahre nach Vazisubani, das liegt mehr im Osten der Stadt. Es ist nichts Besonderes, einfach ein kleiner Spaziergang in einer recht normalen Welt. Nach dem Touristenrummel eben an dem Bad tut das ganz gut. 


Auch hier werden Sachen auf der Straße verkauft und Leute laufen eilig hin und her. Es ist recht laut und hektisch und auch hier steigt der Autoverkehr den Menschen über den Kopf. 


Es fällt auf, dass alles recht sauber ist. Angesichts der vielen Hunde müsste viel mehr Hundescheiße auf der Straße liegen, tut es aber nicht. Ich suche zwischendurch immer mal wieder einen Abfalleimer um irgendwas loszuwerden, es gibt aber kaum welche. Auch dafür sind die Straßen sehr sauber. 


In einem Wurstgeschäft kaufe ich mir eine Wurst (Hunger) und in einem Kaffeegeschäft einen Kaffee. Die Krönung ist dann ein Bonbongeschäft, wo ich mir ein paar Süßigkeiten holen. Netter kleiner Ausflug!


Aber dann! 

Ich muss dringend mit den Drogen aufhören.

Denn nur darauf ist es zurückzuführen. Was? Ich habe mich in einen Friseurladen getraut. Ohne Drogen hätte ich das nie gemacht. Das letzte Mal war in Rumänien und da habe ich ziemlich komisch nach ausgesehen. 


Aber hier wollte ich es noch mal versuchen. 


Nun ja, es war kein richtiger Friseurladen, sondern nur eine kleine Bude an der Straße. Und mit klein meine ich wirklich klein. 

Viel mehr Leute als der Friseur und ich passten da auch nicht rein. Per Zeichensprache fragte ich ihn, ob er mir den Bart schneiden könne und die Ränder ein bisschen ausrasieren. Das verstand er nicht. 


Also nahm ich meine Google Translate App, die schon letztens nicht funktioniert hatten, als ich mit den Busfahrern kommunizieren wollte. 


Jetzt sah ich auch, woran es gelegen hat: sie stand noch auf armenisch! Aber ich bin ja lernfähig. Also habe ich jetzt auf georgisch umgestellt und ihm die Aufgabe so vermittelt und nach dem Preis gefragt. 


Sieben Lari (2,30€). Das hörte sich fair an. 


Wenn man den Hin- und Rückflug hinzurechnet ist es natürlich sehr teuer aber wenn man sowieso hier ist…🤪


Ich setz mich auf den Stuhl, und er begannen sofort sein Werk. Er machte es sehr professionell, anfangs mit der Maschine, danach dann mit dem Rasiermesser, und was soll ich sagen? Es sieht wieder alles sehr gepflegt aus! Glück gehabt!










Der Laden war hinter dem gelben Stuhl


Die letzte Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln war dann auch wieder sehr entspannt. Mit einer halbleeren Metro ging es dann zurück zum Liberty Square. Schöner Tag. Und ein schöner, gepflegter Bart (aus Gewichtsgründen habe ich kein Rasierzeug dabei. Mit ein Grund, warum auf meinem Namibia-Trip ein Kind sagte: he looks like Santa!)🧑‍🎄 😅

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