Freitag, 4.10.2024, Tour nach Gori, Mtskheta und Uplistsikhe (Ich kann nichts dafür, wenn man die Namen nicht aussprechen kann!)

Heute früh gab es schon um 7:30 Uhr Frühstück, obwohl offiziell erst um 9:00 Uhr serviert wird. Für mich natürlich toll. Da habe ich wieder auf der wunderschönen Terrasse gesessen und den Tag begonnen. Dann bin ich 20 Minuten zu dem Bus gelaufen, mit dem ich heute die Tour machen will.



Die Koordinaten, die man mir geschickt hatte, waren natürlich falsch. Da wo der Treffpunkt sein sollte, war niemand. Aber ich war vorher an drei Tour-Bussen vorbeigekommen, wo viele Leute standen und bin dann dahin zurückgegangen und da war ich offensichtlich richtig.


Die Gruppe ist sehr klein. Es sind ein paar Chinesen, ein Inder und noch zwei weitere Leute in dem großen Sprinter. Da haben wir ausreichend Platz.


Dachte ich. 


Aber dann bekam ich einen Anruf mit der Frage, wo ich denn bleibe. Auf meine Antwort: Ich sitze schon im Bus, kam nur ein „no“. Dann sah ich auch schon den Typen vor dem Bus stehen, der mit mir telefonierte und ging raus. 


Offensichtlich hat man mich in den falschen Bus gesetzt (ich hatte extra gefragt). Also ging ich wieder raus und stand ein bisschen in der Gegend rum. Dann kam der Reiseleiter wieder zu mir und sagte, leider wäre der Bus kaputt gegangen und wir würden jetzt auf einen neuen Bus warten. Das scheint hier System zu haben.😎

Mit 20 Minuten Verspätung kam dann der Bus, machte allerdings auch einen ganz vernünftigen Eindruck. Die Gruppe ist circa 20 Mann stark und eine Mischung (glaube ich) aus Russen, Chinesen und anderen. 


Ich hatte mich eine Weile mit Marius, einem Polen unterhalten, der in Deutschland arbeitet und hervorragend Deutsch sprach. Er reist hier in Georgien und ist auch sehr angetan. Seine Geschichte ist auch spannend. Er ist Pädagoge mit einigen Sonderausbildung und hat als Dozent an verschiedenen Universitäten in Polen und Deutschland gearbeitet. Zwei Monate war er auch mal in Nepal hat da als Freiwilliger in einem Kinderheim gearbeitet. Netter Kerl!


Der erste Halt war dann in Dschwari.








Das ist hier der absolute Touristen Hotspot, wahrscheinlich auch, weil es auf der UNESCO Liste steht. Menschen aus allen Nationen turnen hier rum und circa 50 % von Ihnen machen Selfies. Die Kirche ist sehr alt (4. Jahrhundert) und es ist das erste Kreuz was hier aufgestellt worden ist. Atemberaubend. Atemberaubend ist auch der Blick von hier oben auf die Berge auf die Flüsse und leider auch auf den Highway.











Die aus dem sechsten Jahrhundert stammende Klosterkirche ist innen drin leider sehr stark eingerüstet, so dass man sie nicht sehr gut sehen kann und auch das Kreuz ist ziemlich verdeckt.


Fast schlimmer ist aber dieser unglaubliche Touristen-Rummel, zu dem ich allerdings auch gehöre.


Und weiter ging die Fahrt nach Mtskheta.








Mtskheta oder auch Mzcheta ist eines der wichtigsten religiösen Zentren des Landes. Die Stadt ist über 3000 Jahre alt und war mal Hauptstadt des iberischen Reiches, eines Vorgängers von Georgien. Heute hat die Stadt 8000 Einwohner. 

Highlight hier ist die Kathedrale, die das wichtigste Gotteshaus hier in Georgien ist. Hier sind viele Reliquien untergebracht, Splitter vom Kreuz Jesu, Fußknochen von Heiligen und vieles andere mehr. 











Auch Könige und Apostel sind hier begraben, und insgesamt ist das ein sehr heiliger Ort.

Es ist wirklich eine sehr beeindruckende Kirche, auch aus architektonischer Sicht. Mächtige Pfeiler und Bögen tragen das sehr hohe Dach dieses Kirchenschiffs. 

Es gibt auch auf Wikipedia interessante Artikel zu diesem Gotteshaus! 


Ich habe schon viele  Kirchen und Tempel gesehen, aber diese hat mich echt beeindruckt. 


Aber wir sind nicht zum Spaß hier, sondern für die Bildung. Also ging es weiter. 


Uplistsikhe oder Uplisziche oder auch უფლისციხე ist eine wahrscheinlich im 6. Jahrhundert vor Christi Geburt gegründete Höhlenstadt an der Seidenstraße. Es gab viele Versuche, die Stadt zu erobern, aber erst im 13. Jahrhundert hatten die Mongolen Erfolg damit. Die Wohnhäuser sind aus „weichem“ Fels geschlagen und haben Säulen und gewölbte Decken. Es gab hier ein Theater, eine Bäckerei, ein Gefängnis und einen Markt und eine funktionierende Kanalisation.











Es gibt eine Legenden, die berichtet, dass die Sklaven für ihre Arbeit Hacken bekommen haben, die außen aus Eisen waren und die innen einen Goldkern hatten. Wenn sie lange genug den Stein bearbeitet haben, war das Eisen abgenutzt, und das Gold blieb übrig. Das durften sie dann behalten. Wenn die Sklaven alt geworden waren, wurden sie auch in die Freiheit entlassen.






Es ist ein riesiger Komplex, wo Menschen in den relativ weichen Stein riesige Höhlen geschlagen haben. Teilweise sind die Höhlen miteinander verbunden, und neben den Wohnhöhlen für „Normale“ gibt es auch spezielle Höhlen für den König beziehungsweise die Königin. 




Bei uns im Bus sind auch zwei Leute aus Luxemburg. Anfangs fand ich sie etwas unangenehm, weil sie sehr laut waren. Hinterher stellte sich aber heraus, dass es zwei ganz patente Jungens waren. Einer ist Feuerwehrmann, der andere arbeitet im Flugzeugbau. Die beiden reisen auch gerne und so hatten wir schnell ein Thema.


Weiter ging es nach Gori


Gori ist schon sehr alt. Die Stadt entstand aus einer Festung, die hier im siebten Jahrhundert nach Christi Geburt gestanden hat. Es gibt noch ältere Zeugnisse die auf das zweite bis dritte Jahrhundert vor Christi hindeuten.

Heute hat die Stadt 50.000 Einwohner.

Sie liegt nur 25km von Südossetien entfernt an einer wichtigen Straßenverbindung. 2008 war sie im Zusammenhang mit dem russisch-georgischen Konflikt Ziel von Luftangriffen, bei denen 11 Menschen (Zivilisten) getätet und viele verletzt wurden. Wenig später marschierten russische Truppen in die Stadt ein. 

Schwieriges Pflaster!

Die eigentliche Bedeutung von Gori liegt aber darin, dass Josef Stalin hier geboren wurde.









Man hat hier einen wahren Palast errichtet und darin ein Museum untergebracht mit vielen Fotos, die den Werdegang von Stalin erzählen. Angefangen bei Lenin, Trotzki und Stalin wird die Geschichte erzählt und es gibt Einrichtungsgegenstände aus seinem Büro mit persönlichen Gegenständen und außen im Park steht auch ein Waggon, mit dem er wichtige Staatsbesuch gemacht hat. 






Darin natürlich sein Privatgemach, die Räume für seine Schutztruppe, Küchen, Räume für Kommunikation und einen gemütlichen Salon. Überall stehen Büsten von ihm und es gibt auch einen großen Raum, wo alle Geschenke aufgebaut sind, die er von anderen Staatsmänner erhalten hat. 










Ketzerisch muss ich dazu natürlich bemerken, dass ich in Bangkok mal in einem kleinen Palast gewesen bin, wo die Geschenke gezeigt wurden, die König Bhumipol während seiner Amtszeit bekommen hat. 

Jedes einzelne dieser Geschenke kann locker das aufwiegen, was hier bei Stalin in einem Raum gezeigt wurde. 


Neben dem Gebäude hat man dann das Haus aufgebaut, in dem er geboren wurde. Ein einfaches kleines Stadthaus, wo die Familie Stalin damals zur Miete gewohnt hat.




Für mich fühlt sich das irgendwie komisch an, dass die Leute hier Stalin als Sohn ihrer Stadt verehren, wurde ihnen doch auf der anderen Seite von der russische Regierung sehr viel Leid zugefügt hat, angefangen von der massiven Landwegnahme bis hin zu der Tötung und Deportation von zehntausenden. Aber ich muss nicht alles verstehen.


Die Tour war wieder recht anstrengend, aber mit dieser lustigen Truppe mit einem sehr guten Guide hat sie viel Spaß gemacht.


Dachte ich. Aber damit war der Abend noch lange nicht zu Ende. Schon während der Fahrt hatten die beiden Luxemburger hinten angefangen, Späße zu machen. 


Sie zogen die beiden Mädchen aus den Philippinen auf und verbreiteten ziemlich gute Stimmung. Dann forderten Sie Peso, unseren Guide, auf Musik zu machen. Und am liebsten wollten sie K-Pop haben. 


Das ist diese recht gruselige Musik, deren Vorreiter der Song Gangnam Style hatte war. Kurz darauf erklang die Musik und der eine der beiden fing dann erst an, mitzusingen und dann tanzt er auch noch hinten im Bus. 


Zugegeben, das war eine ziemlich coole Show! Und so ging es weiter. Es gab gute Musik und gute Stimmung. 


Zwischendurch dann ein kleines Highlight: in der Bank neben mir auf der anderen Seite des Ganges saß ein amerikanisches Pärchen. Es war Asiaten und er war Anfang 50, und sie irgendwas zwischen 25 und 28. Und er war NICHT der Vater!! 


Aber die beiden waren ganz nett. Sie saß da und hatte Kopfhörer auf und machte das, was vielen Leuten passiert, wenn sie über Kopfhörer Musik hören: Wenn man dann etwas sagt, ist es immer zu laut. Und sie sagte wirklich ziemlich laut: „don’t touch me! You are to hot!“


Das führte natürlich im Bus (und sie hat es wirklich wirklich laut gesagt) zur großen Heiterkeit. So war die Fahrt sehr kurzweilig, obwohl wir im Tiflis natürlich wieder in den Riesenstau gekommen sind. 


Daraufhin meinte dann Peso: ich lade euch alle noch zu einem Weintasting ein. Und so fuhren wir nicht zum Ausgangspunkt der Tour, sondern in die Altstadt. 

Dort steuerten wir dann ein Schmuckgeschäft an, und bevor wir uns versahen, gingen wir eine enge Treppe hinunter, und da war eine Weinbar.








Peso war dort offensichtlich bekannt, und wir bekamen Wein zum probieren. Allerdings waren die Gläser nicht sehr klein, dafür wurden sie großzügig gefüllt. Und so hatten wir da unten auch noch so 20-30 Minuten, eine Menge Spaß, vor allem mit Marius und den beiden Luxemburgern. 






Jetzt war es schon einigermaßen spät geworden und von dort aus war es auch noch ein Stück zu laufen, daher bin ich unterwegs eingekehrt und habe erst mal gegessen, bevor ich ins Hotel zurückgegangen bin.

Und damit war der Tag dann wirklich zu Ende. Toll!


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